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Marlice Van Vuuren

#91873    Kein Model Release;
Marlice Van Vuuren
Marlice van Vuuren Die Farmerstochter schuf ein Paradies für Afrikas Findeltiere Fünf Erdmännchen kommen eilig angetrippelt, als Marlice van Vuuren (30) bei Tagesanbruch zu ihrer ersten Runde aufbricht. Sie stellen sich anmutig auf die Hinterbeine und nehmen jeder einen kleinen Happen Hundeleckerli in Empfang. Die putzigen Kerlchen wissen genau, dass Marlice immer etwas für sie in den Taschen hat. Und natürlich auch für all die anderen Tiere der Harnas Farm. Ursprünglich war Harnas eine ganz normale Rinderfarm. 300 Kilometer von Windhoek, der Hauptstadt Namibias entfernt, mitten im Herero Gebiet. Doch 1978 begann Marlices Vater Nick van der Merwe damit, hilflose und verwaiste Tiere aus der Wildnis aufzunehmen. Für seine Frau Marieta und die drei Kinder war das eine tolle Abwechslung. Und so ging es los… Das Engagement der Familie sprach sich bald herum. Buschmänner aus den benachbarten Dörfern, Wildhüter und Nachbarn brachten mutterlose Paviane, einen Geparden mit gebrochenem Bein, einen Leoparden mit Bandscheibenvorfall… Kleine Warzenschweine, Straußenküken und sogar ein junger Löwe gehörten zu Marlices frühen Spielkameraden. „So was prägt einen Menschen. Ich könnte mir kein anderes Leben vorstellen“, sagt die Tierschützerin. „Schließlich hatten wir nur noch zwei Kühe, die uns und unsere Tier-Babys mit frischer Milch versorgten.“ Mit dem Einzug der exotischen Tiere änderte sich auch die wirtschaftliche Basis. Immer mehr Besucher aus aller Welt wollten Namibias Wildtiere kennenlernen, die Farm nahm zahlende Gäste auf und viele waren so begeistert, dass sie in ihren Ferien als Tierpfleger aushalfen. 2001 starb Vater Nick und seine Tochter Marlice wurde Direktorin der Farm und Managerin der Harnas Stiftung. Die hat inzwischen große Gebiete in der Umgebung gekauft und zu einem ganz privaten Naturschutzgebiet umgewandelt. Hier darf nicht gejagt werden und hier können all die Wildtiere, die nicht mehr in die Natur entlassen werden können, ihr Leben in fast völliger Freiheit verbringen. „Wir können nicht riskieren, dass unsere zutraulichen Leoparden und Geparden draußen einem Trophäenjäger vor die Flinte laufen.“ Und auch um die kleine Thompson-Gazelle, die nach einem schlecht verheilten Bruch wohl zeitlebens noch hinken wird, wäre es draußen schlecht bestellt. Ein gefundenes Fressen für jeden Beutegreifer. Marlice hass es, wenn Tiere eingesperrt sind – und doch ziehen sich Zäune über und um das Schutzgebiet. Die verhindern, dass Hyänen, Leoparden oder Wildhunde von draußen sich hier bei den Harnas-Schützlingen bedienen. Mit viel Engagement und der Hilfe von Förderern ist die „Harnas Wildlife Foundation“ inzwischen zu stattlicher Größe angewachsen: 50 Mitarbeiter halten das private Tierparadies in Schuss, kümmern sich um praktische Dinge, wie Zäune, Stallungen, um die Verpflegung der Tiere und das Saubermachen. Auch wenn das Reservat mitten in der Wildnis liegt, so ist es für Marlice nicht aus der Welt: Freiwillige Helfer aus Europa und den USA, verbringen hier ihre Ferien. Weitaus günstiger als bei einem Safari-Urlaub können sie hier exotische Tiere nicht nur sehen, sondern auch hautnah erleben. Viele der Helfer sind so begeistert, dass sie ständig über Briefe und Emails mit Marlice Kontakt halten. Die wiederum hat im Internet eine Nachrichtenbörse eingerichtet, die ihre Freunde auf dem Laufenden hält, wie es dem Geier geht, der kürzlich mit verdorbenem Magen eingeliefert wurde und dem jungen Geparden, den ein Farmer angeschossen hatte. Aus den ersten beiden Erdmännchen, die anfangs gebracht wurden ist in den Jahren eine riesige Kolonie mit mehr als 100 Köpfen angewachsen. Die genießen auf Harnas grenzenlose Freiheit, wuseln und buddeln überall herum. „Wir müssen aufpassen, wo wir hintreten, damit wir nicht in einem Bau stecken bleiben“, sagt Marlice. Die sonst so scheuen Tiere sind hier im Schutz der Farm zutraulicher als irgendwo. So wie die anderen 200 größeren Schützlinge hier. Manchmal allerdings geht die Zuneigung der Tiere zum Menschen auch zu weit. So kann es riskant werden, wenn ein Warzenschwein zum Spielen aufgelegt ist und einen Menschen rempelt. Auch übermütige Strauße können gefährlich werden. Deshalb hat Marlice mit ihrem Jack Russell Terrier Toki einen ständigen Begleiter. „Er ist mein Bodyguard, Assistent und für unsere Tiere Krankenpfleger, Adoptivmama, Wärmflasche oder Spielkamerad. Gerade so, wie es gebraucht wird“, lobt Marlice ihren unermüdlichen Mitarbeiter.“ Manchmal dient Toki sogar als Ersatzvater, wenn das Pavianwaisenkind beispielsweise auf seinem Rücken reitet und sich zärtlich an seinen Nacken schmiegt. Nur zudringliche Warzenschweine und der Vogel Strauß müssen aufpassen, wenn sie Frauchen einmal zu nahe treten. Auf 10 000 Hektar wollen Marlice und ihre Freunde einen beispielhaften Naturpark schaffen, ein Vorbild eben für den Öko-Tourismus im südlichen Afrika. Toki, ihr Jack Russell mit dem Herz eines Löwen, trägt seinen Teil dazu bei.

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Toki
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