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Schlaue Füchse

#91131    Kein Model Release;
Schlaue Füchse
Schlaue Füchse Warum Füchse die Nase vorn haben / Sie sind schlauer als ihre Häscher und klüger als ihre Beute / Und oft leben sie heute in der Stadt, weil sie wissen, dass hier nicht geschossen wird / Futter gibt’s dort satt Von Claus M. Schmidt Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, den er in aller Ruhe auf einem Baum verzehren wollte. Das sah der Fuchs und begann ihm zu schmeicheln: Was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist, wie dein Gefieder, will ich dich zum König der Tiere krönen.“ Dem Raben gefiel das und als er den Schnabel öffnete, um dem Fuchs etwas vorzusingen entfiel ihm der Käse. Den nahm der Fuchs behend auf und lachte über den törichten Raben. Aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus stammt Aesops berühmte Fabel vom Trickreichtum des klugen Meister Reineke. Füchse sind Meister im Tricksen, Tarnen, Täuschen, in der Verstellung und in der Kunst, Mensch und Tier hinters Licht zu führen. Mit Raben erlauben sie sich noch heute manches Ganovenstück. So stellen sich Füchse gelegentlich auf freiem Feld tot, um die Aufmerksamkeit des Aasfressers auf sich zu lenken. Kommt dann ein Rabe oder eine Krähe zu dem vermeintlichen Kadaver, erwacht dieser urplötzlich weder zum Leben und packt überraschend zu, sobald sich der Vogel in die Reichweite seiner scharfen Fänge begibt. Lange Zeit wurde dieses Verhalten als typisches Jägerlatein abgetan – doch dann gelang es einem Tierfilmer, es zu dokumentieren. Jetzt gehört das Schauspiel zum ebenso unglaublichen, wie wissenschaftlich fundierten Verhaltensinventar des Rotfuchses. Schauspielkunst ist auch bei einem anderen Verhalten des Fuchses im Spiel. Beim sogenannten „Charming“, das Meister Reineke bei der Kaninchenjagd an den Tag legt, spielt er den Gelangweilten. In der Nähe von Kaninchen schlendert er umher, schnuppert an Gräsern, knabbert an Knospen und scheint sich nicht die Bohne für die kleinen Nager zu interessieren. Nach einer Weile verlieren die ihre Angst, kommen aus den Verstecken und suchen – unglaublich naiv – in der Nähe ihres Todfeindes nach Nahrung. Geschickt schlendert der charmante Räuber dann in Richtung ihres Baus und schneidet damit den Weg in die Fluchtburg ab. Sobald das Kaninchen bemerkt, dass seine einzige Rettung in der Flucht übers freie Feld besteht, ist es oft zu spät. Mit einem Spitzentempo von 50 bis 55 km/h ist der Fuchs eine Spur schneller als seine Beute. Die verliert durch panisches Hakenschlagen zudem noch an Distanz zum Verfolger, der sich durch die bekannten Finten kaum ins Bockshorn jagen lässt. Igel, die sich in der Nähe von Wasser aufhalten, sollten vor dem Fuchs besonders auf der Hut sein, denn hier kann der Rote voll in die Trickkiste greifen. Hat sich der Stachelritter aus Furcht vor dem Räuber zu einer Kugel zusammengerollt, kullert ihn der Fuchs mit vorsichtigen Pfoten- und Schnauzenstupsern in Wasser. Will der Igel nicht ertrinken, muss er die Schutzhaltung öffnen und seine unbewehrte Unterseite preisgeben. Im Wasser hat er keine Chance. Gelegentlich gelingt Füchsen auch der Fang eines jungen Hasen - doch in der Regel begnügt er sich mit kleinerer Beute. Mäuse dürften seine Hauptnahrung sein und wenn die Zeiten es erfordern, deckt er seinen Bedarf von täglich rund 600 Kalorien auch mit Regenwürmern. Der Oxforder Verhaltensforscher David McDonald zählte, dass ein Fuchs in einer einzigen verregneten Nacht 150 Würmer wie Spaghetti verzehrte. Aber nicht nur im Beutemachen ist Reineke Meister – auch im Vermeiden von Pulver, Blei und Fallen. Waidmänner wissen ein Lied davon zu singen und ein Fuchs, der schon einmal im Leben „Lunte gerochen“ hat und einem Anschlag auf seinen Balg entkam, ist künftig so auf der Hut, dass er gute Chancen hat, seine theoretische Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahren zu realisieren. 80 Prozent der bundesdeutschen Füchse ereilt ihr Schicksal aber vorher. Jäger sind die Haupttodesursache. Doch wenn Jäger mit der Verfolgung den Bestand regulieren wollen, so gehen ihre Schüsse nach hinten los. Unter Jagddruck vermehren sich die Rotröcke nur noch stärker. Verantwortlich dafür ist ein Mechanismus in der Familienstruktur. Dort gibt es nämlich eine Geburtenregulierung: Nur die erwachsene Fähe bekommt Nachwuchs, ihre Söhne und Töchter verzichten darauf und helfen bei der Aufzucht ihrer jüngeren Geschwister. Stirbt die Fähe, so entfällt die Geburtenbeschränkung. Alle überlebenden Weibchen werden plötzlich fruchtbar. So gibt es eine Massenvermehrung, die den Verlust mehr als nur wettmacht, erkannte der kürzlich verstorbene Wildforscher Erik Zimen. Wildforscher beobachten in den letzten Jahren auch einen neuen Trend, mit dem sich der pfiffige Fuchs vor Jägern schützt. Zunehmend besiedeln Füchse die Nähe von Häusern, wo nicht geschossen werden darf. Auch in Städten floriert ihr Bestand. Würmer, Mäuse, Ratten und Müll gibt es hier satt und sichere Verstecke hinter Gartenzäunen, wo sie vor Hunden sicher sind. Ein Zaun, eine Mauer ist bis zu 180 Zentimeter Höhe kein Hindernis. In Städten, so haben Zählungen in Zürich und anderswo gezeigt, leben heute schon zehnmal so viele Füchse auf vergleichbaren Flächen, wie außerhalb in Feld und Flur, wo sich eigentlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen sollen.

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