Lästige Fliegenplage in Deutschlands Wohnungen
Terror der Lästlinge: Gegen die Halmfliege sind Menschen schutzlos – und bislang auch machtlos / Zu Millionen befallen sie Jahr für Jahr dasselbe Haus, das langfristig in seinem Wert gemindert wird / Das soll sich nun ändern: Durch ein Forschungsprojekt zu Bekämpfung der Fliegenplage
Von Claus M. Schmidt
Jahr für Jahr werden Häuser in Deutschland von riesigen Schwärmen der gelben Halmfliege Thaumatomyia notata heimgesucht. Die etwa 2 mm kleinen gelblichen Fliegen gleichen auf den ersten Blick der Essig- oder Taufliege Drosophila, die sich einfinden, wo Obst vergammelt. Doch bei der Halmfliege liegt der Fall anders. Es ist ein Rätsel, warum sie zu Millionen im Herbst immer wieder ins selbe Haus ziehen, um zu überwintern.
Im Frühjahr tummeln sie sich dann massenhaft an den Wänden bevor sie zur weiteren Vermehrung ins Umland ziehen. Dass die Belastung für die Bewohner betroffener Gebäude unzumutbar werden kann, ist leicht vorstellbar. Die Schädlingsbekämpfung mit der "chemischen Keule" ist nur kurzfristig wirksam und außerdem nicht gerade gesund. Eine ursächliche Bekämpfung der unerträglichen Fliegenschwärme ist jedoch bis heute nicht gefunden.
Da abgesehen von der Minderung der Wohn- und Lebensqualität kein ernsthaftes Gesundheitsrisiko entsteht, es sich also nur um "Lästlinge" und nicht um "Schädlinge" handelt, verhallten alle Hilferufe von Bewohnern und Besitzern bisher ungehört bei den Behörden. Inzwischen erweisen sich betroffene Wohnungen als unvermietbar und unverkäuflich - für einige Eigentümer eine geradezu “katastrophale Entwicklung”, sagt Dr. Marion Kotrba, Konservatorin an der Zoologischen Staatssammlung München, die seit Jahren regelmäßig von verzweifelten Hausbesitzern und Mietern angerufen wird.
"Derartige Massenauftreten von Thaumatomyia notata sind über Deutschlands Grenzen hinaus weit verbreitet und seit Jahrhunderten bekannt und beschrieben. Beispielsweise wurden einmal im Zuge einer Bekämpfungsmaßnahme in Pforzheim 35 Liter dieser Tiere eingesammelt, was einer Individuenzahl von etwa 12 Millionen entsprach. Darüber, welche Mechanismen bei der Auswahl der betroffenen Gebäude eine Rolle spielen ist aber ebenso wenig bekannt, wie über den Lebenszyklus und die restliche Biologie der Tiere. So fehlen für die Entwicklung einer langfristig wirksamen, ursächlichen Bekämpfung der Fliegenplage die notwendigen Informationen."
Doch das soll sich ändern. Jetzt soll zu diesem Zweck ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen werden. "Wichtig ist, dass wir zunächst Kenntnis von weiteren Fällen erhalten, und dass wir Geldgeber finden, die eine derartige Untersuchung über mindestens drei Jahre hinweg unterstützen." In Anbetracht des hohen Leidensdrucks bei den betroffenen Bewohnern und der drohenden Wertminderung der betroffenen Immobilien ist dies sicher eine angebrachte Investition.
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animal.press / Zu 4000 Tierstorys / Schmidts Tierleben / Schmidts Tierleben |
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