Kuckucke und ihre Tricks
Wie ein junger Kuckuck seine Stiefeltern hinters Licht führt / Begnadete Stimmenimitatoren /
Schreien für fünf /
Von Claus M. Schmidt
Ein Kuckucksjunges schmeißt zuerst einmal die Eier oder Küken seines Elternpaars aus dem Nest. Dann lässt es sich auch noch von den so schändlich betrogenen Stiefeltern versorgen. Kein Wunder, dass der Kuckuck überall einen schlechten Ruf hat. Aber wie kommt es, dass die Ersatzeltern nun ein einziges Riesenküken so reichlich versorgen, wie fünf eigene Kinder? Denn soviel frisst der eingeschmuggelte Riese, verglichen mit einem Küken des winzigen Teichrohrsängers, der zu den liebsten Wirten des Brutparasiten zählt.
Die britischen Verhaltensforscher Rebecca Kilner und David Noble von der Universität Cambridge ersetzten Kuckucksjunge in Rohrsänger-Nestern durch etwa gleich große Amselküken. Doch bei denen versagte offenbar die Brutfürsorge, die den Brutparasiten so trefflich nährt. Beim täglichen Wiegen stellten die Forscher nämlich fest, dass die Amseljungen in ihrer Entwicklung stagnierten. Die zierlichen Stiefeltern schafften einfach nicht genug Nahrung heran. Warum aber versorgen sie Kuckuckskinder besser?
Wie es dem Kuckuckskind gelingt, mehr aus den Stiefeltern herauszuholen, fand jetzt der Ornithologe Anders Möller von der Curie-Universität Paris heraus. Er verglich die Stimmen bettelnder Küken aller drei Vogelarten und stellte fest, daß der kleine Kuckuck nicht nur die Stimmlage von Rohrsängerküken perfekt trifft – er imitiert stimmgewaltig einen ganzen Chor zugleich. Das heißt, der kleine Kuckuck schreit so laut, wie fünf andere Küken zusammen und löst damit bei den Stiefeltern den vielfachen Futterimpuls aus. Ein Gaunertrick, der den unschuldigen Amselküken natürlich nicht in die Wiege gelegt ist.
Rubrik |
animal.press / Zu 4000 Tierstorys / Schmidts Tierleben / Schmidts Tierleben |
Dok. Autor |
(c) animal-press |
Dokument ID |
91106 |
Eigenschaften |
25KB , DOC |
Copyright |
Kein Model Release; |