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Bock schlägt sich Bock

#91065    Kein Model Release;
Bock schlägt sich Bock
Bock schlägt sich Bock verträgt sich Liebe und Hiebe im Schnee bis hin zum Krieg in den Alpen / Jetzt lassen es die Steinböcke so richtig krachen / Leben am Abgrund: Während der Brunft manchmal tödlich / Kampf nach Gewichtsklassen: Die Steinböcke suchen sich ihre Gegner sorgfältig aus Von Claus M. Schmidt 110 Kilo etwa wiegt ein Klitschko und wo ein schwergewichtiger Dr. Steelhammer hinlangt, tanzen die Sterne. 150 Kilo Kampfgewicht bringt ein Steinbock in den Ring und kein Handschuh dämpft die Wucht seiner Schläge. Der Schnee stiebt aus dem Fell und umhüllt die Kämpfer, als die beiden aus der aufrecht stehenden Boxerpose mit den Hörnern zusammen krachen Ein Frontalaufprall, der die Wucht des Schlags verdoppelt. Der Kampf findet in den Alpen statt, 3000 Meter über dem Meer. Eugène Hüttenmoser, Naturfotograf und Spezialist für die alpine Natur folgt dem Krachen schon seit zwei Stunden. Die Tiere sind so miteinander beschäftigt, dass sie den Zweibeiner, der nur hundert Meter neben ihnen sein Stativ aufbaut und die Kamera mit dem riesigen Teleobjektiv darauf setzt, gar nicht beachten. Nur die Geißen, die mit ihren Kitzen vom letzten Sommer die Szene beobachten, ziehen sich ein wenig zurück. Deutlich sind die Spuren des Kampfs im Schnee zu sehen. 50, 60 Mal sind die beiden schon mit der Wucht von Vorschlaghämmern aufeinander geprallt. Die Pausen zwischen zwei Schlägen sind länger geworden und das Schnaufen der Kämpfer ist nicht nur zu hören, sondern auch an der Dampfwolke um die Nüstern zu sehen. Einer der beiden blutet aus der Nase und die roten Tropfen zeichnen sich deutlich im gleißenden Schneeweiß ab. Vor dem nächsten Zusammenprall knickt der mit der blutigen Nase plötzlich in den Hinterbeinen ein, dreht sich auf der Stelle um und gibt Fersengeld. Der Sieger nach Punkten sprintet ihm ein paar Meter nach, um triumphierend und mit hoch erhobener Nase nach den Geißen zu sehen. Die kauern sich hin, legen den Kopf zurück so dass die Hörner seitlich am Körper liegen. Es folgt die Paarung. Kein großer Akt. In wenigen Sekunden ist er vollzogen und der Kämpfer ruht sich ein wenig aus, um kurz darauf wieder die Nase in den Wind zu heben und nach weiteren Herausforderungen Ausschau zu halten. Für männliche Steinböcke hat mit der Brunft im Dezember /Januar die anstrengendste Zeit des Jahres begonnen. Für die Kämpfe haben sie sich regelrecht Gewicht angemästet. 35 Kilogramm Extrafett tragen sie zu Anfang der Brunft auf den Rippen. Wenn die schweren Wochen, in der keine Zeit für Futtersuche bleibt, zu Ende ist, haben die Recken ein Drittel ihres Kampfgewichts verloren. Gewichtsklassen werden in den Kreisen respektiert. Bevor zwei Steinböcke sich auf einen Kampf einlassen, mustern sie sich ausgiebig von allen Seiten. Kommt einer der Rivalen bei dieser Begutachtung zum Schluss, dass der Gegner schwerer, fitter auf den Beinen oder dass sein Gehörn, das jährlich um einige Zentimeter wächst, deutlich größer ist, verzichtet er auf eine Kraftprobe und macht sich auf die Suche nach leichteren Gegnern. Hart sind die Kämpfe aber fair und fast schon ritterlich, weshalb sie von der Fachwelt als „Kommentkämpfe“ beschrieben werden. Die strengen Regeln sehen nur frontale Stöße vor, sozusagen Stoßstange gegen Stoßstange. Die Basis der Hörner ist hohl, so dass sie sich beim Aufprall ein wenig verformen können und so eine natürliche Knautschzone bilden. Die Stirnplatte der Schädel ist ungewöhnlich massiv und dick, das Gehirn in Flüssigkeit gelagert, so dass keine Gehirnerschütterung auftritt. Gefährlich genug sind die Kämpfe bei aller Ritterlichkeit dennoch. Immer wieder passiert es, dass im Eifer des Gefechts einer der Rivalen am steilen Fels den Halt verliert und abstürzt. Ein Schicksal, dass gelegentlich auch beide Gegner ereilt, wenn sich ihre Hörner so unglücklich ineinander verkeilen, dass sie sich nicht mehr lösen. Bock schlägt sich, Bock verträgt sich, scheint das Motto der Steinbockmänner zu sein. Wenn im Februar alle Weibchen gedeckt sind, vertragen sich die Feinde wieder und ziehen bis zum nächsten Winter einträchtig in reinen Männertrupps umher. Ihre Kinder lernen sie nicht kennen. Wenn die zur besten Zeit des Jahres, im Mai/Juni zur Welt kommen, sind die Väter schön längst über alle Berge. Stichwort Steinbock Für Jäger war der stolze Steinbock seit jeher ein begehrtes Wild. Doch nicht nur wegen der prächtigen Trophäen wurden sie verfolgt – das ganze Tier war im Mittelalter so etwas wie eine alpine Apotheke: Das Blut sollte gegen Blasensteine schützen (schließlich lebt das Tier ja im Gestein), Ringe aus den Hörnern sollten vor vielen Krankheiten bewahren, die Bezoare (Kugeln aus Haaren, Harz und Steinchen) im Steinbockmagen sollten Krebs heilen, der Kot half bei Zipperlein und Schwindsucht und den herzförmig verknöcherten Sehnen am Herzmuskel, den „Herzkreuzchen“, wurden Wunderkräfte nachgesagt. Wer so ein Wild erlegte, der konnte durch den Verkauf dieser Dinge viel Geld verdienen So wurden die Tiere bejagd und gewildert, bis sie aus weiten Teilen der Alpen verschwunden waren. Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungen haben im letzten Jahrhundert zu einem beispiellosen Comeback geführt. Nach neuen Erhebungen von Jägern und Wildbiologen leben heute wieder 25000 Steinböcke in den Alpen.

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