Wußten Sie schon, dass Beine und Löffel beim Fellwechsel des Schneehasen im Frühling zuletzt an die Reihe kommen? Wenn der scheue Alpenbewohner sein weißes dichtes Winterfell am Rumpf gegen sein sommerlich leichtes Haarkleid in Tarnfarbe getauscht hat, sind Läufe und Löffel noch schneeweiß. Unser Kandidat im Bild ist gerade in diesem Stadium des Fellwechsels. s123gewusst Mehr über den Schneehasen erfahren sie hier und unter s1211 auf der Datenbank: Je kälter und schneereicher der Winter - desto besser geht es den Schneehasen / - Jeder kennt ihn - doch kaum jemand hat ihn je gesehen:. Der Alpen-Schneehase ist ein geheimnisvolles Tier. / Irgendwo da draußen in den Alpen ist er doch, doch so geheimnisvoll wie der Yeti Von Claus M. Schmidt Zwei längs, zwei quer - seine markanten Abdrücke im Schnee verraten kundigen Skiwanderern und Förstern, dass ein Schneehase ihren Weg gekreuzt hat. Meister Lampes alpiner Vetter stützt sich mit seinen Vorderläufen auf und hebt die kräftigen Hinterbeine rechts und links daran vorbei. So sind die Hinterläufe auf seiner Spur immer vorn. Unverwechselbar, weil doppelt so breit, wie beim ganz normalen Feldhasen sind diese Trittsiegel. Und das liegt daran, dass der heimliche Hoppler sich im Winter breite Schneeschuhe aus Fellen „anzieht“. Die verhindern, dass er im Schnee einsinkt und dabei Kraft verliert. Lepus timidus - der furchtsame Hase, lautet sein wissenschaftlicher Name. Zurecht - denn der scheue Bewohner der Alpen-Hochlagen, der es sich auch noch in 3000 Meter Höhe gut gehen läßt, zeigt sich fast so selten, wie der sagenhafte Yeti. Man müsste schon über ihn stolpern - denn tags sitzt er nach Hasenart in seiner Grube, die Löffel angelegt, die Beine dicht am Körper, der sich zur Kugel rundet. Dabei isoliert ihn sein Fell so dicht, dass der Schnee, der auf ihn fällt liegen bleibt und nicht einmal auftaut. Selbst bei minus 30 Grad fällt die Temperatur in seiner Schneehöhle nicht tiefer als vier Grad unter den Gefrierpunkt. Das weiße Winterkleid, das zugleich wärmt und so perfekt tarnt, legt der Berghase Ende Oktober an. Die kritischste Zeit für ihn im Jahr. Denn wenn der Schnee auf sich warten läßt, leuchtet der Hase in seinem schneeweißen Winterkleid auf grünen Almen und dunklem Fels weithin sichtbar auf und verrät ihn. Ein gefundenes Fressen für Steinadler, Uhu und Fuchs. „Dann“, so sagt Diplomforstwirt Ulrich Woitschikowski von der Wildbiologischen Gesellschaft München, „ist er noch ängstlicher als im übrigen Jahr.“ Offenbar weiß das kluge Tier ganz genau, das es dann „nicht richtig angezogen“ ist. In harten Wintern haben die Schneehasen das Glück, dass in ihren bevorzugten Revieren, den Höhenlagen über 1000 Meter, schon seit Novemberbeginn Schnee liegt. Dann haben ihre natürlichen Feinde das Nachsehen und müssen sich nach anderer Beute umschauen. Für den scheuen Hasen ist der Tisch im Bergwald und der Almen- und Latschenregion immer gedeckt. Ein wenig Rinde, ein paar Knospen die er auf seinen nächtlichen Ausflügen knabbert, reichen dem anspruchslosen Wild, das mit den Eiszeiten aus der Tundra zu uns kam. Obwohl er eigentlich gar nicht so selten ist, genießt der Schneehase als lebendige Hinterlassenschaft, Zeuge und Natur-Denkmal aus einer anderen Zeit ganzjährige Schonung. Nur wenn die Klimaerwärmung einmal für Schneeknappheit in den Bergen sorgt, besteht die Gefahr, dass der Schneehase aus den Alpen verschwindet.