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Flughunde: Jennys süße Früchtchen ( Roland Seitre/ animal.press
Jenny McLean oder ihre Helfer gehen zweimal täglich zu den riesigen Bäumen, die sich hoch über das dornige Gestrüpp der Atherton Hochebene in Queensland erheben. Aus der Ferne sieht es aus, als hingen die Bäume voller riesiger Früchte – doch steht man davor, zeigt es sich, dass hier hunderte von Fledertieren hängen. Kopfunter. Es sind Tolga Flughunde, Verwandte der Fledermäuse und Vampire, die hier ihre Tage schlafend verbringen. Riesige Flügel hüllen die 50 cm großen Tiere vollständig ein, wie das Gewand des Grafen Dracula.
In der tropischen Hitze fächeln Mütter ihren Babys, die am Bauchfell klammern frische, kühlende Luft zu. Doch die einst hunderttausend Köpfe zählende Kolonie von Tolga-Flughunden, ist in den letzten Jahren zu einem spärlichen Häuflein geschrumpft. Eine rätselhafte, tödliche Krankheit rafft die Tiere dahin.
„Unter den Bäumen finden wir täglich tote Flughund-Mütter“, klagt Jenny McLean über eine schreckliche Seuche, die vor Jahren über die seltene Art hereingebrochen ist. „Wenn wir die Flügel öffnen finden wir immer wieder Babys, die sich noch immer an der toten Mutter festklammern. „Völlig verängstigt sind diese Waisen, die Jenny vorsichtig aus dem Fell löst, mit einer frischen Zuckerlösung versorgt und in ihren Umhängebeutel packt, um sie in ihre Flughund-Klinik zu bringen.
Die Ursache des Flughund-Sterbens haben Jenny und ihre Helfer inzwischen identifiziert: Es sind Erreger, die von Zecken übertragen werden. Und es gibt noch keine Möglichkeit, die Tiere davor zu schützen. Infektionen sind bei der Lebensweise der nächtlichen Flieger unvermeidlich. Anders als Fledermäuse sind sie nicht hinter Fluginsekten her. Der englische Name „Fruit-Bats“ zeigt ziemlich genau, wo die Reise hingeht: Zu Bäumen und Büschen. Flughunde sind Vegetarier, leben von Früchten und Blüten.
Doch in den Pflanzen, die sie anfliegen lauert Gefahr: Zecken krallen sich fest und infizieren Flughunde mit der tödlichen Krankheit. „Wochen nach dem Zeckenbiss werden sie von Lähmung befallen und stürzen von ihren Bäumen wie reife Früchte. Fast immer ist es dann für jede Hilfe zu spät. Wir können nur die Babys retten“, sagt Jenny McLean. Die sind in der Regel frei von Zecken. „Weil die von der Mutter gepflegt und von allen Parasiten befreit werden, sind die bei der Einlieferung zwar schwach aber gesund. Wir haben beste Chancen, sie aufzupäppeln und wieder in die Freiheit zu entlassen.“
Bei 250 Baby-Flughunden, die sie jährlich versorgt hat Jenny inzwischen Routine. In den ersten Wochen bekommen die Babys Milch, dann kommt Banane- und Apfelbrei dazu. Anfangs werden die Babys gewickelt. „Das entspricht von der Behaglichkeit der Situation zwischen Flügel und Fell am Körper der Mutter“, erklärt Jenny McLean „ und es verhindert, dass sich die anfangs verschreckten Waisenkinder beim ängstlichen Flattern ihre überaus zarten Flügelknochen brechen.“
Sobald die Jungtiere ausgewachsen und fit sind, werden sie jeweils zu zehnt unter die Decke eines offenen Käfigs gehängt. Trinkflaschen, Bananen, Melonenstücke und Äpfel sind der Proviant der jungen Flughunde, wenn sie per Seilzug in die Baumkronen gehievt werden. „Wir haben festgestellt, dass sich diese von klein auf vertrauten Tiere wie eine kleine Kolonie verhalten. Sie fliegen bei Dämmerung gemeinsam aus und kehren im Morgengrauen gemeinsam zurück.“ Wenn sich alle zum Tagesschlaf wieder am und im Käfig versammelt haben, lässt Jenny den Käfig runter und untersucht die Tiere. „Die kennen mich und haben überhaupt keine Angst. Manchmal finden wir Zecken, die wir sofort entfernen. “Ein Team von Tierärzten der einzigen Flughund-Klinik ist dabei, einen Impfstoff zu entwickeln, der die Tiere vor weiteren Infektionen schützen soll. Jenny McLean: „Wenn es klappt, und es sieht gut aus, werden wir auch wilde Flughunde mit dem Serum schützen können.“
Infos: www.tolgabathospital.org
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animal.press / Zu 4000 Tierstorys / Schmidts Tierleben / Schmidts Tierleben |
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