Wildkätzchen Richard allein im Wald Wo bleibt die Mama bloß? In den
Wäldern an der Dill hörte die Spaziergängerin maunzende Katzenlaute. Als
sie in den Stapel von Baumstämmen blickte, sah sie in die blauen Augen
eines winzigen, fauchenden Kätzchens. Weit weg von der nächsten
menschlichen Ansiedlung und so mitten im Wald konnte das nur eine
Wildkatze sein. Das bestätigte auch Werner Schmäing (58) aus Dillenburg,
ein in der ganzen Gegend bekannter Tierretter, den sie gleich angerufen
hatte. Der Tierkenner vermutet, dass die Mutter gestört wurde und ihre
Babys nach und nach in Sicherheit gebracht hat. Schmäing: “ Wir wollten
ihr die Chance geben, auch das letzte Kätzchen zu sich zu nehmen und
warteten noch eine Nacht und den ganzen nächsten Tag ab.“ Als die Mutter
sich nicht zeigte und die Rufe des Katzenbabys immer schwächer wurden,
nahm der Tierschützer den kleinen Kater in seine Obhut. Ein Däumling, kaum
drei Wochen alt. Gierig nuckelte das kleine Findelkind die warme
Katzenaufzuchtsmilch aus dem Fläschchen und schlief sofort ein. Das
mutterlose Katerchen brauchte Pflege rund um die Uhr und alle drei Stunden
sein Fläschchen. Werner und Angelika Schmäing lösten sich ab. Von der
Naturschutzbehörde in Gießen hatte das Ehepaar die Genehmigung, das
seltene, streng geschützte Tier für die nächsten Wochen zu betreuen. So
lange, bis es fit genug für ein Auswilderungsprogramm von
Wildkatzenexperten ist. In solchen Programmen werden junge Wildkatzen, die
ihre Mutter verloren haben, mit gleichaltrigen Schicksalsgenossen zusammen
geführt. In großen Freigehegen dürfen sie wie Wurfgeschwister zusammen
leben, spielen und das Waldleben kennenlernen bis sie in geeignete Wälder
auf freie Pfote entlassen werden. “Auf die Mäuse kommen harte Zeiten zu,
wenn er draußen ist.“ Freut sich Werner. Er konnte beobachten, wie stark
der Freiheitsdrang und der Jagdtrieb bei seinem Schützling ausgebildet
ist: „Schmusen wollte er nie- es ging ihm nur ums Rangeln.“ Täglich trugen
die Zieheltern neue Blessuren von den scharfen Krallen ihres Schützlings
davon. Der brauchte und suchte Beschäftigung. Im Garten pirschte sich
Richard auch an das Rehkitz heran, das diesen Sommer hier in Pflege war,
er belauerte die großen Nutrias in ihrem Gehege und war fasziniert von der
Voliere, in denen die Tierschützer Eichelhäher und andere aus dem Nest
gefallene Vogelküken aufziehen. „Um die Igel in unserem Garten mussten wir
uns keine Sorge machen“, lacht Werner, „Die hat er nur einmal mit der
Pfote angepackt.“ Insgesamt war der Garten der Wildtierretter eine gute
Vorbereitung auf Richards künftiges Leben in der Freiheit. „Die ersten
Lektionen in Wildtierkunde hat er schon bei uns gelernt.“ CMS
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