Männerwirtschaft Schwules Pinguinpaar als Supereltern Sydney – Am Anfang ging‘s zu, wie bei Parship. Alle paar Minuten verliebten sich zwei Pinguine der neu eingerichteten Kolonie im Sea Life Center Sydney. Oder sie probierten es zumindest, flirteten beim Speeddating einander mit den schrägen iiiaaa- Gesängen an, die der Art den treffenden Namen „Eselspinguine“ eintrugen. Pinguine sind Gesellschaftswesen, so konnte der Aquazoo nicht mit ein oder zwei Pärchen starten. 33 Pinguine aus verschiedenen Zoos bildeten den Grundstock. Und alle watschelten auf Freiersfüßen umher. Die meisten der Paare, die sich fanden, waren „lausige Eltern“, sagt Reviertierpflegerin Tish Hannan. „Sie gingen schwimmen, ohne sich beim Brüten abzulösen, Eier kühlten aus, Küken mussten von uns per Hand zugefüttert werden.“ Manche Paare trennten sich, fanden neue Partner. Nur ein Pärchen war von Anfang an beisammen. Tish:“ Magic und Sphenic balzten, flirteten, bauten ein Nest zusammen.“ Nachwuchs war allerdings nicht zu erwarten. Denn das „Traumpaar“, das sich in der Kolonie auf den ersten Blick gefunden hatte, bestand aus zwei Männchen. Weshalb die beiden aufeinander flogen, das weiß auch ihre Pflegerin nicht. Aus ihrer Sicht sind die beiden grundverschieden. Der dreijährige Magic stammt aus dem Sea Life Aquarium Melbourne, er ist verspielt, liebt alles, was glitzert und begrüßt jeden Besucher mit lautem Geschrei. Der sechsjährige Sphenic aus dem Meereszoo Sea World ist größer, hat einen größeren Schnabel, ist ruhig und hat keinerlei Interesse an Spielzeug oder Menschen. Eselspinguine legen in der Regel zwei Eier. Nur selten allerdings gelingt es einem Elternpaar, beide Küken aufzuziehen. Was also sprach dagegen, einem notorisch nachlässigen Paar das zweite Ei wegzunehmen und es durch ein Kunstei zu ersetzen. Im Oktober starteten Pfleger und Zoologen ein einmaliges Experiment, das aus ihrer Sicht kein Wagnis war. Sie legten ihrem homosexuellen Pärchen das entwendete Ei ins Nest. Und erfüllten damit Magic und Sphenic einen offenbar lang gehegten Kinderwunsch. Mit lauten Eselsschreien begrüßten sie freudig ihren überraschenden Nachwuchs. Vermutlich glaubte jeder von beiden, dass das Gelege vom andern stammt .Auf der Stelle begannen sie brav zu brüten, lösten sich dabei ab – und nach 28 Tagen schlüpfte das Küken. Sind die beiden schwul oder einfach nur gute Freunde, fragten sich Zoobesucher, die aus der Zeitung von der Romanze erfuhren. Und das zu einer Zeit, als das Thema der Schwulenehe gerade im australischen Parlament und der Öffentlichkeit erbittert debattiert wurde. „Es kamen Besucher, die fragten nach dem „unnatürlichen“ Pinguinpaar, andere fragten nach den schwulen Pinguinen.“, sagt Samantha Antoun, Sprecherin des Aquazoo. Tish und die anderen Pfleger wollten aus dem Fall kein Politikum machen. Tish: “Wir freuten uns einfach, dass es so gut klappte.“ Bei Fischbrei aus dem elterlichen Kropf entwickelt sich das Küken prächtig. Mit drei Monaten ist es jetzt schon so groß, wie die Eltern. Höchste Zeit für den Stapellauf des Sprösslings. Doch keiner der beiden Eltern hatte den Mumm, das zaudernde Kind ins Wasser zu führen. Tish: “Da bin ich eingesprungen, habe mich in den Tauchanzug geschmissen, den Kleinen mit Fisch ins Becken gelockt.“ Laut schnatternd beobachteten die aufgeregten Eltern vom Ufer aus den Stapellauf ihres Augensterns. Inzwischen ist ihr Junges im Wasser so fit, wie es sich für einen Pinguin gehört. „So lange wir nicht wissen, ob es ein Männchen oder Weibchen ist, geben wir ihm noch keinen Namen“, sagt Tish “Bei Eselspinguinen kann nicht mal ein Experte ohne DNA Test oder endoskopische Untersuchung feststellen, welches Geschlecht ein Tier hat.“