Eberchen Eberhard allein auf dem Hof © animal.press Dillenburg – Kaum
größer als ein Dackel ist der kleine Eber Eberhard das reinste
Energiebündel. „Da kommt keiner mit“, sagt Ziehvater Werner Schmäing. Seit
ein paar Wochen müssen sich seine Collie-Hündin Ziva und Kater Leopold
Wohnung und Garten mit dem wilden Wirbelwind teilen. „Lange können wir das
nicht mehr durchhalten, lacht Werner Schmäing (58), „Meine Frau hat Angst
um die Wohnung und die Blumenbeete draußen im Garten haben wir eingezäunt.
Der wühlt mit seiner Nase alle Tulpenzwiebeln raus. Erziehen lässt er sich
nicht die Bohne.“ Nicht einmal die ausgiebigen Spaziergänge mit dem Hund
über die Wiesen der Nachbarschaft und in die Wälder bringen Eberhard aus
der Puste. „Wenn wir heimkommen, plumpst Ziva in ihr Körbchen und schläft
– aber Eberhard schaut vor dem Futtern noch mal bei den Hühnern vorbei.“
Da wird die kleine Wildsau zur echten Vogelscheuche. Mit Schmackes springt
Eberhard in den Hühnerhaufen, dass das Geflügel nur so gackert. Schmäings
sechs Hühner und der Hahn haben sich allerdings daran gewöhnt und wissen
nach dem ersten überraschenden Angriff geschickt auszuweichen. Werner:
“Die springen einfach auf die Bank vor ihrem Stall und gackern zu ihm
runter. Da lachen ja die Hühner!“. Nein – zu erwarten war diese
überschäumende Lebenslust nicht, als Eberhard bei Werner und Angelika
Schmäing in gute Hände kam. Traurig schien er damals, mit hängendem
Köpfchen und ohne jeden Elan, der seine Umgebung jetzt so nervt. Der
Grund: Seine Mutter und ihre Rotte hatten den Kleinen bei ihrem
nächtlichen Ausflug schlicht vergessen. Hatte er sich etwa neugierig, wie
er ist, von der Familie entfernt? Wenn so eine Wildschweinrotte mit
mehreren führenden Bachen unterwegs ist, dann können schon mal 15
Frischlinge dabei sein. Das Problem bei dieser Kinderschar, so Werner
Schmäing: "Wenn die weiterziehen, zählen die nicht nach, ob auch alle
mitkommen." So geschah es, dass Frischling Eberhard, als seine Rotte nach
dem Besuch auf dem Komposthaufen eines Bauernhofs weiter zog, alleine da
stand. Am Morgen fanden die Bauern das völlig unterkühlte Schweinchen
zitternd und alleine auf dem Hof. Das ließ sich willig mit der Hand
greifen. Ein Anruf bei Werner Schmäing, der in der Gegend als aktiver
Tierfreund bekannt ist – und der Tierschützer war zur Stelle. Eine
Wärmflasche brachte den Kreislauf des Eberchens wieder auf Touren, ein
Fläschchen warmer Ferkelaufzuchtsmilch füllte das eingefallene Bäuchlein.
Nach ein paar Tagen hatte er wohl vergessen, wo er her kam. Und mit Werner
und Ziva hat Eberhard ja auch seine neue Rotte gefunden. Allerdings nur
auf Zeit. Werner: “Wir haben schon einen Platz in einem benachbarten
Wildgehege gefunden, wo Eberhard unter echten Artgenossen leben kann.“
Rubrik |
animal.press / Zu 4000 Tierstorys / Verwaiste Wildtiere, heimisch / 03569 Fischling Eberhard |
Dok. Autor |
(c) animal-press |
Dokument ID |
152257 |
Eigenschaften |
24KB , DOC |
Copyright |
Kein Model Release; |
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