Festival der Wanderfalter ©animal.press
Von Claus Schmidt
Im Frühjahr machte Sascha Meier eine bedeutende Entdeckung: Ein riesiger Nachtfalter, der in seinem Garten in Plauen im Vogtland den Tag verschlief, entpuppte sich als Windenschwärmer. Dessen eigentliche Heimat liegt in Afrika und dem noch ferneren Madagaskar. Doch gelegentlich zieht dieser prächtig gefärbte, bis zu 13 Zentimeter große Schmetterling mal vereinzelt aber auch in Scharen zu uns.
Der Windenschwärmer gehört zu den Wanderfaltern, die zwischen Winter- und Sommerquartier oft weite Strecken zurück legen. Der Windenschwärmer ist ein richtiger Überflieger, der mit einer Reisegeschwindigkeit von 80 km/h über Mitteleuropa bis nach Skandinavien ziehen kann. Beschreibungen des exotischen Besuchers in Deutschland gehen bis ins Mittelalter zurück und in Abständen von 10 bis 20 Jahren gibt es regelrechte Masseninvasionen, die für den Raum Plauen erstmals in den Jahren 1693 und 1719 berichtet wurden.
Wenn Sie also demnächst ein ziemlich großes flatterndes Flugobjekt sehen, könnte es sich um einen Windenschwärmer aus dem fernen Afrika handeln. Wenn das Unbekannte Flugobjekt vor Ihren Balkonpflanzen in der Luft zu stehen scheint und im Schwirrflug eher an einen Kolibri als einen Schmetterling erinnert, dürfte es sich dabei um ein Taubenschwänzchen handeln. Dieser große Schwärmer ist eigentlich im Mittelmeerraum zu Hause. Doch die Klimaerwärmung lockt den einstigen Exoten inzwischen alljährlich in unsere nördlichen Gefilde. Allerdings sind unsere Winter so kalt, dass seine Raupen und Puppen sie hier nicht überstehen. Jedes Taubenschwänzchen, das wir hier zu Gesicht bekommen, ist also ein weit gereister Sommergast.
Ganz sicher werden wir aber auch in diesem Sommer weitere Wanderfalter bei uns treffen, die so wie Zugvögel alljährlich über die Alpen zu uns kommen.
Zu den regelmäßigen Gästen, die im Frühjahr über die Alpen zu uns ziehen, gehören zum Beispiel Distelfalter und Monarch. Erstaunlich die Leistung der zarten Gebilde: So ein Wanderfalter kann auf Tagesstrecken von 130 Kilometer bringen.
Erstaunlich widerstandsfähig ist auch der Zitronenfalter. Während viele der zarten Blütengäste die meiste Zeit ihres Lebens als Raupe und Puppe zubringen, lebt der Zitronenfalter ein ganzes Jahr als ausgewachsener Schmetterling. Die kältesten Winter verbringt er schutzlos an einem Zweig oder Halm, wo er sich einschneien und einfrieren lässt. Ein Frostschutzmittel im Körper verhindert, dass er dabei Schaden nimmt.
Nach Windenschwärmer und Taubenschwänzchen steht nun ein weiteres fliegendes Juwel vor unserer Tür. Es ist der afrikanische Monarch-Schmetterling, dem die südafrikanische Postverwaltung sogar eine eigene Briefmarke widmete. Etwas spät vielleicht, denn der Monarch vom Schwarzen Kontinent hat auch ohne die Post schon längst persönlich seine Reise in den hohen Norden angetreten. Bis nach Frankreich hat er es bereits geschafft, jetzt setzt er an zum Flug an über den Rhein. Und vielleicht noch in diesem Sommer wird er in den deutschen Blumenkästen und Gärten an den Geranien knabbern. Diese Balkonpflanze, die aus seiner Heimat stammt, ist nämlich seine Leibspeise. Zu Hause und unterwegs.
g009
unter der Nummer g009 sind alle im Text genannten Schmetterlinge
Rubrik |
animal.press / Zu 4000 Tierstorys / Schmidts Tierleben / Schmidts Tierleben |
Dok. Autor |
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