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Wasseramsel

#124183    Kein Model Release;
Wasseramsel
Der Wasserfall als Notausgang - Unsere kleine Wasseramsel ist der erstaunlichste Singvogel der Welt / Sie pflegt einen ungewöhnlichen Lebensstil: Statt in Büschen und in der Luft, jagt sie unter Wasser. Ihre Beute sind Insektenlarven und Krebschen / Und ihre Flügel werden zu Flossen / Bilder unter Suche Wasseramsel auf der Datenbank Von Claus M. Schmidt © animal.press Will sich der Piepmatz etwa das Leben nehmen? Schwupps stürzt sich die Amsel kopfüber in die reißenden Fluten... Eine halbe Minute später taucht sie unbeschadet wieder am anderen Ufer auf. Den Blick schräg nach unten gerichtet, wippt sie auf einem Stein im Bachbett. Die Amsel mit dem weißen Kehlfleck pflegt einen für Singvögel ungewöhnlichen Lebenstil. Statt in Büschen und in der Luft, jagt er unter Wasser. Seine Beute sind Insektenlarven und Krebschen. Ihr Jagdrevier liegt am kalten Grund glasklarer, schnellfließender Gewässer. Bis zu 1,5 Meter tief taucht der Piepmatz nach seinem Köpfer. Seine Flügel werden zu Flossen, die ihn vorwärts treiben. Stellt er den Flügelschlag ein, treibt sein luftgefülltes Gefieder ihn hoch wie einen Korken. Mühselig ist sein Job! Damit es nicht ganz so schwer fällt, taucht er gegen die Fließrichtung ein. Den Kopf schräg nach unten gerichtet und die Flügel leicht abgespreizt drückt ihn die Strömung nach unten. Hier krallt er sich für Sekundenbruchteile mit einem Fuß fest und flitzt dann trippelnd von Stein zu Stein, von Halt zu Halt über den Boden. Mit flinken Trippelschritten überwindet er hier Entfernungen bis zu 20 Meter gegen den Strom bevor er wieder Atem holt. Blitzschnell dreht er Steine um, schaut mit scharfem Taucherblick in Ritzen und Vorsprünge, wo sich Bachflohkrebse, Schnecken und Köcherfliegenlarven finden. Die sammelt er ein und hält sie im Schnabel fest, um sie am Ufer zu verzehren. Seine Hauptnahrungsquelle ist auch im Winter reichlich vorhanden. Frostige Temperaturen stören die Wasseramsel bei ihren Tauchgängen nicht. Das per Bürzeldrüse perfekt wasserdicht imprägnierte Federkleid umschließt eine isolierende Schicht von Daunenfedern. Geschützt durch diesen „Trockentauchanzug mit Thermoflausch“ kommt kein Tropfen Wasser an den Körper und selbst Lufttemperaturen von 30 Grad unter Null können dem 60 Gramm leichten Vogel nichts antun. So kann der ungewöhnliche Insektenfresser auf die ansonsten in diesen Kreisen gefiederter Nahrungsspezialisten übliche zweimalige anstrengende Reise nach Afrika und zurück verzichten und es sich leisten, bei uns von den Mittelgebirgen bis in die Alpen hinein zu überwintern. In Skigebieten ist der schwarze Vogel mit dem markanten weißen Lätzchen ein häufiger Anblick. Und weil die Mückenlarven in seinen Gewässern schon da sind, bevor sie sich als fertige Insekten in die Luft erheben, wo sie Schwalbe, Meise und Co. zur Verfügung stehen, kann die Wasseramsel schon vor allen anderen Insektenfressern – im Februar – ihr Brutgeschäft beginnen. Das moosgepolsterte kugelförmige Nest aus Zweigen am Ufer sieht aus wie der überdimensionierte Bau des Zaunkönigs. Die Ähnlichkeit ist kein Zufall – denn was auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist: Der Zaunkönig ist der nächste lebende Verwandte der Wasseramsel. Bereits im März schlüpfen die Küken – in der Regel fünf – aus den Eiern. Aufs Wasser sind sie gut vorbereitet. So können sie eher schwimmen und tauchen, als fliegen. Eine Fähigkeit, die oft genug das Überleben der Küken sichert. Hat ein Wiesel, eine Ratte oder ein anderer Räuber das unter Uferpflanzen, Baumwurzeln und Überhängen lieber noch hinter einem Wasserfall perfekt versteckte Nest doch noch entdeckt, können Sie mit einem Hechter ins Wasser springen und sich dort verstecken bis die Gefahr vorüber ist. Kein Räuber kann ihnen hier folgen. Ein Fluchtweg, der auch den Altvögeln hilft. Man hat schon beobachtet, wie so eine Wasseramsel auf der Flucht vor dem Sperber schnurstracks in einen Wasserfall hinein geflogen ist. Der Sperber in seinem Jagdeifer konnte nicht schnell genug bremsen, wurde vom Wasser erfasst und konnte sich nur mit Müh und Not ans Ufer retten. Der Appetit auf Beute, die jederzeit einen sicheren Notausgang zur Verfügung hat, dürfte dem durchnässten Jäger wohl für immer vergangen sein. Schutzmaßnahmen wie die Renaturierung von Gewässern mit natürlichen Ufern und die bessere Wasserqualität durch Umweltschutzmaßnahmen haben dazu geführt, dass die einst bedrohte Art verlorene Reviere wieder besiedelt hat. Ein Massenauftreten der ungewöhnlichen Vögel allerdings ist nicht zu erwarten. Zu eifersüchtig hütet jedes Pärchen sein Revier, einen Bachabschnitt von rund 800 Meter Länge gegen jeden Artgenossen. Sommer wie Winter patroulliert jeweils ein Ehepartner die gesamte Strecke auf und ab im Schnellflug. Entdeckt er fremde Artgenossen im Revier, genügt ein Warnruf, jeden Rivalen zu vertreiben.

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