Balztaktiken vom Alpenschneehuhn
Hochzeit ganz in Weiß / Warum aber machen sich die Männer danach mit Absicht schmutzig / Die merkwürdigen Manöver des Alpenschneehuhns
Von Claus M. Schmidt
Sie gelten als Musterbeispiele perfekter Tarnung. Mit Beginn der kalten Jahreszeit werfen sich die Schneehühner der Alpen in ein schneeweißes Federkleid und sind kaum noch zu sehen. Wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt, setzt die Mauser ein und das weiße Gefieder wird durch ein unscheinbares Braun ersetzt. Und wieder fügt sich die Färbung perfekt in die Umgebung, bietet weitgehenden Schutz vor Fuchs, Marder und dem Steinadler.
Merkwürdig nur, dass die Männchen im Frühling drei bis vier Wochen auf diesen Schutz verzichten. Während sich das Kleid der Weibchen zur Balzzeit bereits umgefärbt hat, bleibt das Gefieder der Männchen selbst dann noch schneeweiß, wenn die Frühlingssonne den Schnee schon bis hoch in die Almregionen hat schwinden lassen. Das ist höchst unpraktisch, wie der Biologe Bob Montgomerie von der Queen’s Universität Ontario beobachtete. Die weißen Männchen leuchten auf grünem und braunem Grund so markant auf, dass sie weithin wirklich unübersehbar sind. „Ein gefundenes Fressen für ihre Feinde“, so Montgomerie. Als Grund für diese riskante Luxus-Befiederung sieht Montgomerie nur eine Ursache: „Sex“. Denn die Weibchen stehen auf weiße Helden und scheinen die früh umgefärbten „Weicheier“ keines Blicks zu würdigen.
In der kurzen Balzzeit konnte Montgomerie beobachten, dass die Männchen ihr weißes Gefieder besonders ausgiebig putzten. So, als wollten sie ihm damit noch mehr Glanz und sich selbst damit noch mehr Sexappeal verschaffen. Ein Motiv, dass nach stattgefundener Paarung offenbar keine Rolle mehr spielt. Ganz im Gegenteil – nach der Eiablage der Weibchen wälzen sich die Herren der Schöpfung schleunigst in Schlamm und Pfützen, um mit dem Schmutz das verräterische Weiß ihrer Federn möglichst großflächig zu übertünchen. Erst wenn ihr Gefiederwechsel zum Sommerkleid abgeschlossen ist, enden die Schlammbäder der Schneehähne.
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